Mich erreichte neulich eine Nachricht, und das ehrt mich, in der es um die Frage ging, ob ich nicht Tipps gegen Angst hätte. Da ich selber eine generalisierte Angststörung habe und periodische paroxysmale Panikattacken (Gesundheit…), ist mir das Thema nicht fremd.
Es gibt grundlegende Dinge, die bei fast allen Problemen helfen.
Je mehr man sich mit seinem Problem beschäftigt umso größer wird es, umso mehr bekommt man von dem, was man eigentlich nicht haben möchte. Sprich, je mehr ich gegen die Angst ankämpfe umso größer wird sie. Das Gleiche gilt für Schmerzen, sonstige Gefühle, selbst Probleme auf Arbeit, mit dem Nachbarn. Ergo der erste Schritt ist wirklich die Annahme. Es ist, wie es nun mal ist. Es ist schwer, da man ja im Grunde etwas Unangenehmes schnell beseitigen möchte. Das ist aber nun mal nicht immer möglich. Also bleibt oft nur die Akzeptanz, zumindest bis eine Lösung gefunden ist.
Nicht dagegen ankämpfen, annehmen. Das Gleiche gilt übrigens auch für dauernd ratternde Gedanken. So sehr wie ich mir manchmal Mühe gebe, ich kann sie nicht im Zaum halten. STOPP! HALT!… nach wenigen Sekunden sind sie wieder da. Gut, dann ist das eben heute so. Morgen ist ein neuer Tag.
Zweitens. Dies ist auf den Seiten hier auch zu finden. Nicht bewerten. Das führt zu dem Gleichen wie oben schon beschrieben. Es macht alles nur noch schlimmer. Angst, und vor allem auch ungerichtet, ist schon schlimm genug. Wenn ich dann noch anfange, zu katastrophisieren, wie schlimm das alles ist und wie doll es noch werden könnte…. man kommt in Teufels Küche. Ohne Mist. Vertraut mir, ich habe es ausprobiert. Schon öfter…. Haltet Eure Gedanken im Zaum, betrachtet das neutral.
Angst bedeutet Stress. Und Stress bedeutet Adrenalin. In der Natur ist das Ganze in aller Regel mit Kampf oder Flucht verbunden. Und das mit Bewegung. Also tun wir es der Natur gleich und bewegen uns, aber so richtig! Bist Du nicht mehr kannst! Baut das Adrenalin ab. Positiver Nebeneffekt, wenn man es richtig macht, Gedanken sind kaum möglich, man kann sich nicht reinsteigern, verkürzt Panikattacken wunderbar, die man sonst eben durch Denken nur aufrechterhalten würde.
Wenn Du in einer Situation bist, in der Du funktionieren musst und Dich überkommt Angst –> Kopf beschäftigen. Denn ich kenne es wirklich, dass eine Angst nie sehr lange anhält und eben durch Gedanken am Leben erhalten wird. Also, welche Namen fallen Dir mit A ein? Mit B?… Welche Gegenstände im Raum sind rot, viereckig, rau, kugelförmig, größer als…. ich habe mir über die Zeit so viele Möglichkeiten ausgedacht, unglaublich.
Wenn Du nicht funktionieren musst, lass alles raus. Weinen, schreien, Druck ablassen. Rede mit Dir, sprich Dir gut zu, erlaube Dir die Angst, sie gehört zum Leben, frage sie, was sie möchte, was es braucht, damit sie kleiner wird und dann hör auf Dein Gefühl. Drück sie nicht weg, lass sie sein.
Und das Atmen nicht vergessen. Atmen, atmen, atmen. In aller Regel findet das nur oberflächlich statt, da man verkrampft. Atmen und locker lassen. Ich weiß, und nein, das soll kein Witz sein, dass es schwer ist und unmöglich erscheint, einfach ausprobieren. Gib Dir damit Zeit.
Und letzten Endes der Ursache auf den Grund gehen. Jede Angst, so absurd sie sein mag… Angst vor langen Wörtern, vor schönen Frauen… jede Angst hat eine Ursache, einen Moment, in dem sie entstand. Problem nur, dass Ängste uns oft, quasi nur noch grundlos, begleiten. Aber sie entstehen nicht willkürlich. Irgendwann hatte jede Angst einmal einen Sinn.
Das Schaf, welches dem Wolf, der aus dem Gebüsch sprach, nur knapp entkam, tut gut daran, bei jedem Rascheln sofort die Flucht zu ergreifen. Und genauso funktioniert der Mensch, auch wenn der Sinn der Angst schon lange verloren gegangen ist.
Themenbezogene Ängste kenne ich ebenso. Soziale Phobie, die Angst vor Menschen, Spinnen… Wenn man der Sache einmal genauer auf den Grund geht…. Vogelspinnen finde ich faszinierend, hatte sogar schon eine auf der Hand. Aber alles was klein und schwarz ist, dicke Beine hat…. puh… wieso? Ich habe keinen blassen Schimmer.
Menschen… Männer mehr als Frauen, vielleicht weil mich mehr Jungs drangsaliert haben als Mädchen, in der Schule? Ich kann nur mutmaßen.
Alles in allem stimmt die verbreitete Meinung, dass man sich seinen Ängsten stellen muss. Der Kopf begreift irgendwann, dass keine Gefahr von der Spinne, dem Menschen oder was auch immer ausgeht. Ich gehe allerdings nicht mit, wenn man sich seiner Angst gleich zu 100 % Prozent stellen soll. Mit dem Allein sein nach meinem „Ausfall“ habe ich mir auch Zeit gelassen. Ich bin immer nur so weit gegangen, wie ich mich damit gut gefühlt habe. Habe nur das getan, was ich mir wirklich zugetraut habe. Und tata! Alternative Therapiemethoden sehen das ganz genauso. Nur die alte Schule wieder…
Und aus eigener Erfahrung bin ich der Meinung, dass sich dieses der Angst stellen, das Problem wahrscheinlich nicht komplett beseitigt.
Meine soziale Phobie entstand noch in meiner Kindheit. Und ich hatte Zeiten, da würde ich heute noch behaupten, dass sie weg war. Und dann habe ich wieder Erlebnisse, wo jemand oder etwas einfach den Schalter umlegt und alles wie am Anfang ist. Als hätte ich nie etwas dazu gelernt. Das zeigt mir, dass die Ursache nicht behoben ist und jeder Zeit wieder angetriggert werden kann.
Ich denke, da steckt mehr dahinter und es muss mehr getan werden als sich nur der Angst zu stellen. Aber es ist ein guter Anfang, damit die Angst nicht das Leben bestimmt und immer mehr einschränkt.
Es muss jeder seinen eigenen Weg finden. EFT brachte mir nur kurzzeitig Erholung, da ich einfach nach wenigen Minuten wieder in meinen destruktiven Gedankenschleifen war. Meditation? No way! Atemübung? Nope… Es ist ein Ausprobieren.
Probiert Yoga, Akupunktur, Bachblüten (da hab ich vor vielen Jahren gute Erfahrungen gemacht)… Durchforstet das Internet, lest. Hier und da gibt es viele kleine Dingen, die vielleicht eine große Hilfe sein können.
Ernüchternd, aber es gibt kein Patentrezept. Das habe ich lange gesucht. Und der Schmerz darüber, dass all das Hoffen, es zu finden, vergebens war, war groß.
Ich bleibe einfach am Ball.
Euer Kopfflüstern
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