Ich bin das komplette Gegenteil von meinem Mann. Immer noch, oft; hin und wieder würde ich sagen; mittlerweile. Mein Mann ist hoffnungsloser Optimist. Und ich der Pessimist. Seit Beginn meiner Therapielaufbahn habe ich mich oft gefragt, wo das wohl herkommt. Und irgendwann nach dem letzten Beitrag fiel es mir dann auf.
Wie ich schon berichtete, nörgelt meine Mutter oft rum. Das noch nicht erledigt und das auch nicht. Was ich alles schon abgearbeitete habe, fällt hinten runter. Während meiner Kindheit war das genauso wie heute auch noch. Nur denke ich, dass ich das Ausmaß in den Untiefen meines Gehirns vergraben habe. Im letzten Beitrag schriebe ich darüber, dass mein Perfektionismus, den ich mir schon sehr abtrainiert habe, wohl auch von diesem Aspekt herrührt.
Und was sind Pessimisten? Menschen, die „nur“ das Negative sehen, die schlimmsten Aspekte. Wer in meinem Blog schon etwas gestöbert hat, ist vielleicht hier hängen geblieben. Dinge sind immer neutral. Selbst Krieg ist, was es ist. Die einen verdienen dran und finden es mehr oder weniger gut; die anderen leiden darunter und stecken es in die negative Sparte. Aber alles ist, was es eben ist. Wir beurteilen es selber als negativ oder positiv.
Soweit wollte ich gar nicht ausholen. Wenn man also eine Mutter hat, die einen ständig auf die „negativen“ Dinge hinweist, der schärft man seinen Blick dafür. Man bekommt es ja so vorgelebt. Und Kinder lernen durch Nachahmung und werden deshalb so wie die Eltern…. also, versucht ich das natürlich zu vermeiden und strebte an, perfekt zu sein und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die „negativen“ Dinge.
Der Rattenschwanz ist insgesamt leider viel länger. Ich war nie gut genug. Selbstfürsorge war ein Fremdwort für mich, ich verlangte von mir nur Leistung, Leistung, Leistung. Pausen waren nicht drin.
Das Elend, was ich seit der Schwangerschaft durchlebte, zwang mich quasi zum Umlernen. Auch wenn es mir seit Sonntag wieder schlechter geht, die Gedanken kreiseln, Gefühle mich Kraft kosten, möchte ich doch vorsichtig behaupten, dass alles, was passiert ist, sein Gutes hat. Und hat es ja quasi auch, siehe oben 😉
Umlernen. Geht nicht von heute auf morgen. Dauert. Braucht Zeit. Zeit, die man sich geben muss. Dieses mir Zeitgeben hat mich gleichzeitig gelernt, mir nicht ständig Leistung abzufordern, sondern gnädig mit mir zu sein, was mich wiederum lehrte, mich zu lieben.
Das macht mich gerade wieder sehr traurig. Ich bringe mir alles das bei, was Eltern eigentlich ihrem Kind beibringen sollten. Dinge, die wirklich wichtig sind fürs Leben. Und klar habe ich einen Mann, der mich tröstet und ja, oft kommt auch unser Kind und macht „ei“, aber ich denke, ein Kind was dies in jungen Jahren lernt, m Beisein der Eltern, trägt einen ganz anderen Schmerz mit sich als ich.
Ich bin dankbar, dass ich soviel noch lernen darf, aber gleichzeitig sind es bittere Pillen.
Manchmal muss ich schmunzeln. Es gibt Situationen, da bin ich optimistischer als mein Mann ;D Ihr hätte mich erleben müssen. Vor Jahren war mein Blick so dunkel, so eingetrübt, pessimistischer ging es nicht. Und jetzt? Der Mensch ist wandelbar, er kann umlernen. Ich kann umlernen. Ihr könnt das auch!
Es liegt an jedem selbst, ob r am Abend über den ganzen Mist jammert, der ihm heute widerfahren ist, oder ob er an das zurückdenkt, was heute gut lief, wo er lachen musste, über was er sich gefreut hat. Also, schaut auf die „guten“ Dinge. Dass, was Euch erfreut hat. Denn im Grunde gibt es doch keine „guten“ und keine „schlechten“ Tage. Ja, an dem einen Tag läuft es, an dem anderen nicht. Aber jeden Tag geschehen Dinge, die wir als positiv oder als negativ einstufen. Und in jedem miesen Ding, was uns passiert, gibt es auch immer was Gutes. Ja, zugegeben, manchmal muss man lange suchen, aber es ist da. Denn die Dinge sind wie sie sind. Wir machen was draus.
Euer Kopfflüstern
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