Im Bett liegen und einfach nicht in den Schlaf finden. Tausend Gedanken. Wut. Angst. Langeweile. Genervt sein. Die Krise kriegen. Traurigkeit… Schlaflosigkeit ist Folter und wurde früher auch als solche eingesetzt. Wer betroffen ist, weiß, wovon ich schreibe. Sind es wenigstens ein paar Stunden, dann mag es gehen. Aber die ganze Nacht wach liegen und am Morgen eine Stunde schlafen, macht man wohl nicht lange mit. Ich jedenfalls nicht.
Schlaflosigkeit hat mich von Anfang an begleitet. Das erste Mal in der Psychiatrie habe ich mir schon viele Nächte um die Ohren geschlagen, beim zweiten Aufenthalt war es nicht anders. Beim letzten großen Rückfall im September wieder das Gleiche. Aber da war ich weder schwanger noch am Stillen und ich war nach ein paar Nächten körperlich und psychisch so im A…, dass ich freiwillig meine Psychiaterin aufsuchte. Ich bin kein Freund von Tabletten und ich habe auch größten Respekt vor Psychopharmaka, aber ich konnte einfach nicht mehr. Sie verschrieb mir Quetiapin.
Ich war dankbar, so unendlich dankbar. Keine zwei Stunden nach der Einnahme wurde ich müde, aber richtig müde und schlief ein. Es war ein Segen. Die ganzen Probleme, die eventuell mit dem Absetzen auf mich zukommen könnten, waren mir egal. Sch….egal.
Das Medikament wird eigentlich bei Schizophrenie eingesetzt, unter anderem. Aber die Nebenwirkung half mir, nämlich Müdigkeit. Die meisten Psychopharmaka dämpfen das Nervensystem, fahren einen runter, und führen damit unweigerlich zu Müdigkeit. Teilweise fühlt man sich wie benommen. Man nimmt oft auch an Gewicht zu, da der Stoffwechsel gedrosselt wird, man weniger Energie verbraucht.
Ich erhöhte die Dosis zweimal, immer wenn ich merkte, ich werde nicht mehr müde. Des Öfteren wollte ich gerne absetzen, war aber stets davon überzeugt, dass ich ohne nicht schlafen kann. Ich war also nicht körperlich, sehr wohl aber psychisch abhängig.
Ende Oktober waren wir im Urlaub und den ganzen Tag auf den Beinen. Ich konnte schlafen wie ein Baby und das nutze ich, um nach ca. drei Monaten Quetiapin ganz abzusetzen, was mir auch erfolgreich gelang.
Ich kann jeden verstehen, wer zum Medikament greift. Es ist zum aus der Haut fahren. Aber das Problem löst man damit nur vorübergehend.
Über Schlafhygiene hab ich seh viel gelesen. Zwei Stunden vor dem Zubettgehen kein TV mehr, Blaufilter im Handy (senkt sonst angeblich den Melatoningehalt und das brauchen wir zum Schlafen), Abendrituale, Aufstehen, wenn man länger als eine halbe Stunde im Bett wach liegt, nur zum Schlafen ins Bett gehen, dort nicht lesen oder dergleichen… die Liste ist lang. Ich denke, es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht ein- oder durchschlafen oder keinen erholsamen Schlaf haben. Von daher würde ich einfach raten, diverse Dinge auszuprobieren.
Auch bei diesem Thema ist Google wieder unser Freund. Es gibt so viele Dinge, die man ausprobieren kann. Einschlafen in 120 Sekunden. Diese Methode sollen wohl Soldaten anwenden, die auch in den unmöglichsten Situationen schlafen müssen. Ich hatte dafür einfach nicht den Nerv, mir das beizubringen und mir fehlte einfach die Geduld.
Mein Problem, welches mich vom Schlafen abhält, sind ganz einfach meine Gedanken. Okay, das ist nur die halbe Wahrheit. Habe ich einen Rückfall und mein Körper läuft auf Grund von Angst auf Hochtouren, dann kann ich machen, was ich will, ich kann nicht schlafen. Die Arme kribbeln, mein Körper zittert immer wieder, zu hoch ist der Adrenalinspiegel. Aber wenn ich keine große Angst habe, dann sind es die Gedanken. Der Druck, den ich mir mache, dass ich doch jetzt schlafen muss, weil ich keine Lust habe, mich morgen wie ein Toter zu fühlen und weil ich davor wieder Angst habe. Also merke, Gedanken und Schlafen, beides beißt sich.
Was ich dagegen tue? Schäfchen zählen. Im Ernst. Das ist das Einzige, was mir half. Eine Zeit lang ging ich jeden Abend in die Wanne, trank noch einen Tee, aber auf die Dauer wurde mir das zu … anstrengend? Es entspricht mir einfach nicht, jeden Abend das Gleiche zu machen, nur damit ich schlafen kann. Das bin nicht ich. Und über die Zeit merkte ich auch, dass es eben die Gedanken sind, die mir Probleme bereiten.
Es geht ja nur darum, im Kopf ruhig zu werden. Wie man das anstellt, ist sicher egal. Ich zähle Schafe und stelle mir vor, wie sie in Fünfergruppen über Zaunsfelder hüpfen. Man kann diverse Geräte kaufen, die einen sich vergrößernden und verkleinernden Punkt an die Decke zaubern, zu dem man rhythmisch atmet. Ist im Prinzip derselbe Weg von den Gedanken, die einem vom Schlaf abhalten. Man muss halt schauen, mit was man am besten zurechtkommt.
Es gibt noch Decken, die das Schlafen unterstützen sollen. Ich weiß nicht genau, wie man diese nennt. Gravitydecken, Schlafdecken…So eine habe ich mir zum Geburtstag schenken lassen. In wieweit die mir nun hilft, kann ich leider nicht genau sagen. Aber ich finde es mega angenehm, darunterzuliegen. Sie wiegt acht Kilogramm. Mehr als 10% des Körpergewichtes sollte sie wohl nicht wiegen. Aber ich würde zu gerne zehn Kilo ausprobieren. Acht erscheint mir mittlerweile etwas zu leicht. Ich denke, dass der ganze Sinn dahinter der ist, eine Begrenzung zu schaffen. Das soll ja auch bei Angst helfen. Es gibt auch für Tiere eng anliegende Anzüge, die bei Angst eingesetzt werden und ich fühle mich bei Angst unter einer Decke auch viel wohler. Begrenzung schafft Schutz und Sicherheit. Und ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass auch dies zu einem besseren Schlaf führt.
Die Qualität ist sehr unterschiedlich. Die erste war recht preiswert und Mist. Die enthaltenen Glasperlen folgten der Schwerkraft und somit hatte ich auf mir kein Gewicht mehr, zumindest in der Seitenlage. Diese ging zurück. Die zweite etwas teurere Decke war von außen genauso aufgebaut, die Perlen scheinen aber an Ort und Stelle zu bleiben und somit liegt das Gewicht der Decke auch in Seitenlage voll auf mir und erzeugt ein angenehmes Gefühl.
Wenn die Angst mich wieder vom Schlafen abhält und Schafe nichts bringen, dann kann ich das mittlerweile akzeptieren. Aber auch das kam jetzt vor Kurzem über Nacht. Ich weiß genau, dass ich das gemacht habe, in dem ich meine Einstellung geändert habe, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, dass ich das war. Wisst ihr, was ich meine? Irgendwann geht es dann plötzlich.
Das Lustige ist ja, dass meine Angstschlaflosigkeit deshalb nur eine Nacht anhielt, danach waren es wieder mehr Stunden, die ich schlafen konnte. Aber ich war davor eben einfach nicht in der Lage, es anzunehmen. Dinge brauchen Zeit. Das stelle ich dieser Tage immer und immer wider fest. Mir geht es immer noch schlecht, aber besser schlecht. Beschissen auf einem höheren Niveau. Die Dinge ändern sich, ich ändere mich, wenn auch nur langsam. Aber es wird anders. Und anders muss es werden, damit es besser wird.
Euer Kopfflüstern
0 Kommentare