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Therapie die Zweite und warum Therapie nichts für Feiglinge ist

von | 12. April 2019 12:39 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 19. April 2025 16:34

So zufrieden ich bei meiner zweiten Therapie auch war, so unpassend war dann alles plötzlich als mich die Panik in der Schwangerschaft ereilte. Ich berichtete von merkwürdigen Gefühlen, die mich plagten (heute weiß ich, dass es sich um Derealisation handelte) und traf nur auf, und das traf mich richtig hart, Lachen. Geschmunzel und dem Hinweis, ich solle meine Tage doch struktieren. Zu Letzerem war ich schon nicht mehr in der Lage und ersteres habe ich absolut nicht gebraucht! Das war der Punkt an dem ich lernte, dass auch Therapeuten ein gefestigtes Bild von einem Menschen haben können. 

Wenn ich etwas Wichtiges in meinem Studium gelernt habe, und das hat sich eingebrannt, weil ich finde, dass es sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen lässt, dass ein Hund Flöhe und Zecken haben kann. Heißt erstens, wenn ein Hund mit Juckreiz kommt und er offensichtlich Flöhe hat, muss das nicht heißen, dass das die einzige Ursache für den Juckreiz ist. Und für mich hieß es auch, der Hund „Hasso“, der bei mir heute in der Praxis war, kann morgen der gleiche sein, muss es aber nicht. Sprich, wenn ich ihn heute wegen Herzleiden behandle und er morgen schlechter zu mir wieder zurück kommt, muss das nicht am Herzen liegen. Er kann ein ganz anderes Problem mitgebracht haben. Ergo, immer unvoreingenommen bleiben, stets demütig sein, an Dinge mit Neugier und unvoreingenommen heran gehen. Auch wenn es sich um Bekanntes handelt. (Ganz ruhig, es hat niemand gesagt, dass wäre einfach 😉 )

Plötzlich stimmte die Chemie also nicht mehr. Also nahm ich meine restlichen Stundne und wechselte und landete wo ganz anders. Arbeit mit dem inneren Kind, EMDR, Gefühle… Was ich damit sagen möchte, es ist ersten keine Schande den Therapeuten zu wechseln und zweitens offensichtlich auch notwendig. Neues Problem, neues Wissen notwendig und nicht jeder weiß alles. 

Ein noch ganz anderer Punkt, der mir genauso wichtig ist. In meinem Studium bin ich darauf aufmerksam geworden, wie manch einer doch über Therapie denkt. Es war damals eine junde Frau, die der Ansicht war, sie bekomme alles alleine auf die Reihe und nur Irre würden eine Therapie machen. Schon damals musste ich das ganze belächeln. Niemand kommt stets alleine und ohne Hilfe klar. Menschen gehen wegen Knochenbrüchen zum Arzt, wegen Herzbeschwerden, Krebs, wieso dann nicht auch wegen seelischen Problemen?
Ich bin der Ansicht, wenn mehr Menschen ehrlich zu sich wären, würden die Therapieplätze nicht mehr ausreichen, was sie so schon nicht tun. 
Sicher, man kann sich einfach auch zig Bücher anschaffen und Wissen selber aneignen. Ist nur die Frage, ob man die Zeit dazu hat, die nötige Kraft und den nötigen Abstand. 

Ich habe den Satz, dass es eine Stärke ist, sich Hilfe zu holen, eine Therapie zu machen, nie wirklich richtig verstanden, bis ich sie selber so dringend brauchte, weil ich alleine mit meiner Sicht auf die Dinge nicht mehr weiter kam. Der Jenige, der den Mut aufbringt, sich einzugestehen, dass er Probleme hat, dass er zur Lösung dieser, Hilfe braucht und der, der den Mut aufbringt und seine eigene Unzulänglichkeit noch mit anderen Menschen teilt, der ist wahrlich stark. 

Seid stark, seid ehrlich zu Euch selbst, steht zu Euch.

Euer Kopfflüstern

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