Staubsaugen kann ja so bereichernd sein. Auch da schaff ich es nicht im Hier und Jetzt zu bleiben, nein ich nutze die Zeit, um nachzudenken.
Mein Pa ist perfektionistisch veranlagt. Und die einfachste Form des Lernens ist die Nachahmung. Und genau das nutzen Kinder. Sie ahmen die Eltern und andere Bezugspersonen nach, leider ohne diese infrage zu stellen. Vollstes Vertrauen, in das, was wir tun.
Nun denke ich aber nicht, dass das der Weisheit letzter Schluss ist.
Der nächste Gedanke, der mir zuflog, war, dass Zwang der kleine Bruder der Angst ist. Wir tun etwas ganz bestimmtes, um uns abzusichern. Das können zwanghafte Gedanken sein, alles durchdenken, alle Möglichkeiten, so wie ich es gern pflege; bis hin dazu, dass die blauen Klammern nur an blaue Kleidungsstück dürfen, dass man dreimal oder zehnmal nach schaut, ob alle Fenster wirklich geschlossen sind…. die Liste ist lang.
Ist Perfektionismus letzten Endes nicht auch nur ein Zwang? Dahinter steckt ja die Angst, Fehler zu machen und damit für andere angreifbar sein. Mache ich Fehler, muss ich mit Kritik durch andere Personen rechnen.
Ich kann mit Kritik leider nur schlecht umgehen. Vom Kopf her weiß ich, das gehört zum Leben dazu, Fehler macht jeder, durch Fehler lernt man… auf der anderen Seite fühle ich mich dann aber so klein, verletzt, möchte weinen, bekomme kein Wort raus, kann mich nicht mal verbal „verteidigen“. Das scheint in mir also irgendetwas zu triggern und dann kommt da wieder dieses kleine Kind angerannt, über das ich keine Kontrolle habe.
Gütiger Himmel! Mir ist das alles so bewusst und trotzdem tappe ich immer wieder in die gleichen Fallen. Ich weiß, wie der Hase läuft und bekomme ihn dennoch nie in die Hände.
Vielleicht spielt da auch meine soziale Phobie noch irgendwie rein. Nein, stopp! Nicht meine, sondern die. Sag niemals meine Nierenerkrankung, meine Psychose oder was auch immer. Das hab ich irgendwo gelesen und empfand es auch als wichtig. Sich nicht mit dem ganzen Mist, der einen manchmal widerfährt, komplett identifizieren, sondern Abstand wahren.
Mir war das lange Zeit nicht bewusst, dass es einen vor Kritik, Kontakt zu anderen schützt. Erst dieses oder Ende letzten Jahres gab mir meine Ergotherapeutin den Hinweis und ich war um eine Erkenntnis reicher. Damit konnte ich etwas anfangen, damit konnte ich arbeiten. Davor war es immer nur ein Üben, es auszuhalten, wenn es nicht perfekt war. Irgendein Bild, was ich malte, als Beispiel.
Aber mit diesem neuen Wissen habe ich gar nicht mehr so den Wunsch alles perfekt machen zu müssen. Gewisse Dinge habe ich gelernt auszuhalten; anderes brachte mir unser Kind bei.
Wenn ich einmal am Haushalt zu Gange war, musste es immer gleich alles sein. Mit Kind ein Unding. Heute ein Zimmer, morgen eins und so weiter. Den Rest halte ich gut aus und darauf bin ich stolz.
Da ich das ungern so negativ bewertet stehen lassen möchte: Es hat auch Vorteile. Akribisch zu sein, kann ganz nützlich sein. Auch wenn ich derzeit nicht als TA arbeite, werden mir manchmal Fälle zugespielt, bei denen ich dann wieder den Detektiv in mir ausleben kann. Wenn ein „Fehler“ unbedingt gefunden werden muss und man einfach nicht aufgibt. Auch sowas braucht es.
Ich denke, es ist wie mit vielem, es muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden und eine Balance ist notwendig. Fängt man an, darunter zu leiden, sollte man vielleicht beginnen, zu hinterfragen.
Jup, sowas passiert mir beim Staubsaugen. Da möchte ich mit dem Wischen gar nicht erst anfangen 😀
Euer Kopfflüstern
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