Das Leben ist nicht schwarz-weiß. Nein, es ist in 50 grauen Facetten abgefuckt ;D
Ganz ehrlich, ich habe erst bei meiner neuen Therapeutin lernen dürfen, dass auch „unschöne“ Seiten zum Leben gehören. Das mag jedem vollkommen offensichtlich sein, mir war es das über 30 Jahre nicht.
Alles, was „schlecht“ war, wollte ich schon immer weg haben, so schnell wie möglich. Es auszuhalten, habe ich wohl nicht wirklich gelernt. Niedrige Frustrationstoleranzgrenze nennt man das. Meine liegt bei einem Vierjährigem, der sich im Supermarkt auf den Boden wirft und den gesamten Markt zusammenschreit. Deswegen ist es wichtig, Babys, Kleindkinder, den Weg nicht immer frei zuräumen, zu helfen. Frust ist wichtig, er gehört zum Leben dazu und man sollte einen Umgang damit finden. Solche Möglichkeiten worden mir anscheinend des öfteren genommen, aber das ist ein andere Thema.
Jedenfalls lernte ich, und beiß mir daran noch oft genug die Zähne aus, dass das Leben für uns beide Seiten der Medaille bereit hält. Und wenn man stets in der Lage ist, alles von der dritten Seite zu betrachten, dann ist man wohl Meister. Meine geliebte Objektivität. Die Dinge sind wie sie sind, nur wir geben ihnen eine positive oder negative Bewertung und damit einen Wert, den sie im Grunde nicht haben.
Der Löwe, der den Gazellennachwuchs tötet, ist er böse? Nein, es ist, was es ist. Er besorgt sich Nahrung und sichert damit sein eigenes Überleben, eventuell, dass des Rudels. Aber die Tat ans sich, ist weder gut noch böse.
Lange hab ich mit mir gerungen, warum ich, warum muss ich das erleben, warum widerfährt mir diese Hölle? Was soll der Scheiß? Ganz nüchtern betrachtet waren es eben heftige Panikattcken, ich bin in kindliche Anteile abgerutscht, ich wollte nicht mehr leben etc. Aber eigentlich ist es auch nur das. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Blickweise hat mir sehr oft geholfen und tut es heute noch.
Desweiteren, um den Kreis von oben zu schließen, auch die Akzeptanz, dass zum Leben alles dazu gehört. Alles. Und das alles auch ok ist. Das Haustiere, geliebte Menschen krank werden und uns auch irgednwann verlassen; dass uns selber starkes Leid widerfährt.
Viele Jahre wollte ich nur die „grüne“ Seite der Medaille, das Gute, die Lust, die Freude, den Spaß. Die „rote“, negative Seite drückte ich immer weg, wehrte mich, quälte mich damit rum. Sie durfte nicht sein. Fällt dieser Widerstand, ist es auf einmal viel leichter.
Wir waren gerade mit dem Auto unterwegs. Was Autofahrten seit meiner Hölle an sich haben, weiß ich noch nicht, aber da kreiseln die Gedanken, abgelegene Gegenden verursachen unangenehme Gefühle in mir, Angst und Unwohlsein steigt auf. Über eine Stunde kämpfte ich mich wieder damit ab, bis mir auf dem Sofa wieder der Gedanke kam, es ist, was es ist. Und es ist eben gerade so. Je mehr ich mich sträube, umso bekomme ich von dem, was ich eigentlich nicht will. Also gut, dann geht es mir eben gerade nicht gut.
Denn wenn ich mich wehre, bin ich mit meiner Aufmerksamkeit immer bei der „roten“ Seite, dem, was ich nicht möchte. Aber nur, wenn ich nachgebe, es akzeptiere, wird der Blick, für das, was ich möchte, frei.
Mir erscheint das alles so sonnenklar, so logisch und doch ist es für mich so schwer. Und so ist jeder Tag ein auf und ein ab, wie das Leben eben selbst. Mal mehr, mal weniger. Und es ist okay so.
Akzeptanz statt Abwehr. Probiert es mal aus.
Euer Kopfflüstern
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