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Dein Körper

von | 6. Januar 2020 19:38 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 19. April 2025 16:34

Es triggert mich unwahrscheinlich, über meinen derzeitigen Zustand nachzudenken und darüber zu schreiben. Von daher vielleicht ein anderes Thema, welches mich vorhin gerade in der Badewanne erneut ereilte. Mein Körper. Ich hatte mit meinem Gehäuse, meinem Gefäß, meiner Hülle, meinem Körper nie Probleme, bis… 

… bis ich in die Pubertät kam, alles wuchs. Ich hatte beizeiten 85E und kurz gesagt, nie sehr straffe Brüste. Soweit so gut. Irgendwann traf ich dann im Bus auf einen Herrn R. S. aus einer höheren Klasse, der im Bus meinte verkündigen zu müssen, „… hat große Hängebrüste“. Vor Klassenkameraden, vor fremden Leuten, vor anderen Schülern. Auch wenn er vielleicht nicht wusste, was er tat… vielen Dank Du ARSCHLOCH! Ab dem Tag war für mich alles, was mit Kleidung wechseln, zu tun hatte ein Graus. 
Zum Schwimmunterricht war ich krank, bei Klassenfahrten reichte unser Geld nicht. Schuluntersuchungen ging ich auch aus dem Weg. Ich brach nach dem Abi Ausbildungen deswegen ab. Unterwäsche einkaufen war Stress hoch zehn. Und so zog sich das Thema durch mein Leben. Auch die Beteuerungen meines Mannes, dass alles in Ordnung sei, halfen mir nicht. 

Meine Heilung begann vor Jahren in einem 😀 😀 😀 Sexforum. Ernsthaft!! Ja, mag jeder denken, was er will, aber das zur Schau stellen meiner Brüste, war für mich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ich bekam so viel Zuspruch, dass sich in meiner Betrachtungsweise einiges änderte und dafür bin ich dankbar. 

Mein nächster Schritt war eine Art geführte Meditation, deren Hauptthema eigentlich ein ganz anderes war, aber an deren Ende ich nackt vor einem Spiegel stand und der Therapeut redete und redete… dass ich nur diesen einen Körper habe… dass er mich durch alles hindurch trägt… dass ich dankbar sein kann, für das alles… und auch da machte es wieder etwas klick. 

Das Letzte, was mir half, war, als nichts mehr ging und der ganze Schlamassel, in dem ich mich jetzt befinde, anfing. Wie der gute Albert schon sagte, es ist eben alles relativ. Wenn man keine großen Probleme hat, ist der Kratzer am Auto das Schlimmste, was es auf der Welt gibt. 
Seit ich mit diesen Ängsten und weiß der Geier was zu tun habe, ist vieles relativ geworden. Meine soziale Phobie ist fast wie weggeblasen… es gibt Schlimmeres. Dass ich mich für meinen Körper schäme…. es gibt Schlimmeres. Mittlerweile gehe ich zum Kleinkindschwimmen und dusche ohne Probleme nackt und bin damit sogar die Einzige. 

Jahre lang wollte ich perfekte Brüste haben, ich machte mich sogar über eine OP kundig, so sehr litt ich darunter. Und das „nur“ (!!!) wegen eines dummen Spruches eines noch viel dümmeren (sry, mein Frust muss raus) Kerls. Jetzt wünsche ich mir nicht sehnlicheres als Ruhe im Kopf zu haben und durchatmen zu können. 

Ja, sicher, ich wäre gern etwas leichter, aber in Anbetracht der bisherigen rapiden Gewichtsverluste, schiebe ich das noch etwas auf. Ja, ich wäre gern sportlicher, hätte gerne einen trainierten Körper und ja, Sport wäre sicher auch gut, aber die Gewichtung ist momentan einfach eine andere. 

Und es ist wirklich alles relativ. Ich habe an den Oberschenkeln Dehnungsstreifen und Cellulite. War für mich jahrelang ein Problem. Bis… siehe oben unter Schlamassel UND der Geburt unseres Kindes. Seitdem habe ich Dehnungsstreifen am Bauch und ich LIEBE sie! Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich wieder mal nach ihnen schaute und ich sie nicht sah. Ich war kurz vorm Heulen… Gerade nachgeschaut, sind noch da. Gott sei Dank ;D 

Ich weiß, wenn man drin steckt, scheint nichts zu helfen. Aber so eine Einstellung, so ein Perspektivenwechsel, ist möglich und auch erlernbar, und manchmal kommt er ganz von alleine. 

Was ich damit sagen möchte, liebt Euch wie es kein anderer tut. Seit dankbar für euren Körper, ihr habt hier nur diesen einen, der Euch das Leben auf dieser Erde zu diesem Zeitpunkt ermöglicht. Seid gut zu ihm, kümmert Euch. 

Friede beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert. (Thich Nhat Hanh)

 
Euer Kopfflüstern

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