Ein Kind haut. Oma oder Mutter sagt „Es wird nicht gehauen!“, in einem ziemlich scharfen Ton. Kind verdrückt sich die Tränen. Mein Kommentar: „Alternative anbieten“. Kommentare an mich: „Und das kommt sicher von jemandem, der selber keine Kinder hat!“, „Hahaha, beißen oder treten?HAHA!“
Ja, ich würde gerne immer noch die Welt verbessern. Manchmal frag ich mich, ob ich was dazu gelernt habe. Eigentlich weiß ich, dass man im Grunde nur vor der eigenen Haustür kehren kann, dass ich nur für mein Kind und seine Enkel, die Welt besser machen kann, nicht aber für andere Kinder. Traurig, aber offensichtlich wahr.
Jeder fühlt sich gleich angegriffen. Verständlich, geht mir meistens auch so. Wir haben es ja auch nicht gelernt, mit Kritik umzugehen. Aber ich bin immerhin so weit, dass ich abkotzte, dann aber sehr wohl darüber nachdenke.
Ich weiß auch nicht, ob es darum geht, sich nicht mehr angegriffen zu fühlen, vielleicht ist das auch menschlich? Aber es wäre irgendwie schön, wenn Mensch offener wäre.
Unser Kind hat auch gebissen und gehauen. Das erste, was ich dazu und zu allem anderen las, war, Alternative anbieten. Ist für mich auch logisch. Wenn ich sauer bin, geh ich an meinen Boxsack und erschlage nicht den Nachbarn. Kommt irgendwie blöd.
Ja, ich bin angepisst. Auch ein wenig traurig. Man hat sich jahrelang in der Schule über mich lustig gemacht. Ich wollte immer nur dazu gehören. Zu einem Haufen voller Menschen, die anderen mobben?!!? Und ich wünschte andere Eltern würden auch ihre Fähigkeit umzulernen nutzen, und ihren Kindern etwas bessere bieten.
Unsere Alternative sind Kuscheltiere. Die darf unser Kind hauen, wenn es wütend ist oder was auch immer es gerade fühlt und zum Ausdruck bringen möchte. Wenn es beißen will/muss oder wie auch immer, dann bitte auch die Kuscheltiere oder das Kopfkissen oder die Bettdecke. Aber niemanden oder nichts, was verletzt werden kann. Und was soll ich sagen. Ich bin stolz. Neulich war unser Kind wütend und biss das erste _Mal sofort in die Decke! Ich bin vor Stolz fast gestorben!
Wenn Erwachsene ihre Wut an anderen auslassen, ist das verpönt, eine Straftat oder was auch immer. Und dann bringen wir es unseren Kindern bei?
Was soll den ein Kind mit mit der Aussage „Nicht beißen“ anfangen? Es hat ein Gefühl. Wut, Ärger. Das MUSS raus. Gefühl zu unterdrücken ist Mist. Das sieht man an den ganzen Erwachsenen, die da draußen so rumlaufen, mich eingeschlossen. Nun soll es aber nicht beißen dürfen. Also was nun? ALTERNATIVE ANBIETEN! „Du darfst Deine Gefühle herauslassen, ich verstehe, dass Du wütend bist, weil…. dass ist okay! Wut ist in Ordnung, aber bitte beiße oder tritt dein Kuscheltier, dem tut es nicht weh. Danke“ (Wobei es natürlich mit dem Alter immer wichtiger wird, dass man gewissen Gefühle vielleicht nicht gleich an Ort und Stelle herauslässt…statt dem Chef lieber den Boxsack hauen 😉 )
Wenn ich dem Kind ständig nur sage, dass darfst Du nicht und das darfst Du nicht, dann weiß es immer noch nicht, was es stattdessen tun soll. Und DAS sollte ich ihm sagen. Ich kann sogar das ganze Gelaber, was es nicht tun soll, weglassen. Das ist sogar noch besser! Dann bleibt das Gefühl, dass es etwas falsch macht, weg. Es macht ja nichts falsch, es hat nur noch nicht gelernt, was gesellschaftlich akzeptabel ist.
Ich bin immer noch traurig. Kinder könnten es so viel leichter haben. Ich spüre auch, wie es immer leichter wird für mich. Ich wünsche das anderen auch. Euch und euren Kindern.
Euer Kopfflüstern
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