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Alle Jahre wieder

von | 8. Oktober 2024 18:57 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 8. Oktober 2024 18:57

Also, regelmäßigen Kontent, das scheint nicht mein Ding zu sein. Da würde ich mich zu etwas zwingen, was ich nicht bin und ich glaube, in meiner Situation ist das, das Gegenteil von förderlich. Aber offensichtlich habe ich immer noch Momente, in denen es mich überkommt und die ganzen Blogeinträge sich in meinem Kopf zusammenbauen. Genau so habe ich früher Gedichte geschrieben. Es kommt einfach. Und ich schalte dann sofort von dem, was ich gerade tue um, dieses Mal eigentlich Abendbrot, Salat, und gehe an den PC, da ich mittlerweile weiß, dass es nicht bringt bei der Tätigkeit zu bleiben, mein Kopf wird keine Ruhe geben.

 

Derzeit kann ich mich quasi an nichts erinnern, daher weiß ich auch nicht, was der letzte Blogeintrag war. Klar, ich könne nachschauen…kein Bock. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob ich den alljährlichen Übergang vom Sommer zum Herbst schon erwähnt hatte. Denn der, ärgert mich jedes Jahr aufs Neues. Aber dieses Jahr hat es mich gekillt… 
Mein Körper, Nervensystem reagiert massiv auf Lichtunterschiede. Als ich vor Jahren aus der Klinik Heim kam, hat mein Mann alle Glühbirnen im Haus ausgetauscht, wir haben jetzt überall grelles Licht. Und das ist selbst an Tagen, an denen die Sonne scheint an, aber sich immer Mal Schleierwolken davor schieben. Ich kriege immer nen Anfalle, wenn meine Ma bei bewölktem Himmel  in der „Dunkelheit“ sitzt. Wenn ich da das Zimmer betrete, ist es, als würde ich erstmal gegen eine Wand laufen. 

Ergo sechs Jahre hatte ich bei dem Wechsel zur dunklen Jahreszeit immer ein bis zwei Wochen zu tun. Sprich mir ging es schlechter, mehr Angst, mehr Gedanken, Unruhe, hat einfach getriggert. Und es ist absolut gut, dass man nicht weiß, was auf einen so zu kommt, ich hätte reiß aus genommen. 
Zugegeben, dieses Jahr war der Wechsel auch echt krass. Verbunden mit einem Temperatursturz von mehr als 10 Grad. Das war schon heftig. und Kälte triggert mich unter Umständen auch…. 
Die Wochen bis jetzt waren für mich eine Desaster. Und zu allem Überdruss kam ja nicht nur der Herbst auf mich zu, nein, der Teufel scheißt immer auf den größeren Haufen (wenn ich den jemals zu Gesicht bekommen sollte, dem mach ich die Hölle heiß, aber sowas von…). 

Ein alter, längst vergessener Anteil hat sich gemeldet. Was ja im Grunde gut ist, aber wenn man eh schon an der Kotzgrenze ist… ihr kennt das. Das Erste, nach dem Aufwachen, weinen. Bis die Große in der Schule war, gegen acht, hatte ich schon bis zu 5 Mal geweint. Ich war abgrundtief traurig, den ganzen verf…. Tag! Ich habe mich nicht gesehen gefühlt, nicht geliebt, nicht gewollt. Und Gott, ich kann ja nun schwer alleine sein, weil es triggert, aber was hätte ich darum gegeben, dass es geht. Ich wäre sooooooooooooooo verdammt gern an die Nordsee gefahren, an einen einsamen Strand und hätte mir dort alles aus der Seele geschrien und geweint. 
Sonst gehe ich gern einkaufen, aber ich wollte einfach nicht. Ich wollte eine Menschenseele sehen, teilweise hatte ich einen richtigen „Hass“ auf Menschen, naja, eher eine Abneigung. Das war so krass. Und ich habs nicht gecheckt. Montag ging das los. Und erst am Freitag, als ich jemandem schrieb, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, ein früherer Anteil. Mit ihm gesprochen, Rettungsversprechen gemacht. Zack, weg. Wir haben den Anteil (?), so genau wissen wir es nicht, dann in der nächsten Stunde gerettet. Vielleicht war es auch ein anderer. 

Kein Mensch, keiner, kann verstehen, was da in einem vorgeht, außer er hat es selbst erlebt. Unmenschlich. Da stellt sich mir wieder die Frage, was ein Mensch imstande ist zu ertragen. 

Zu den zwei Sachen kommt dann noch die Eingewöhnung von Kind 2 dazu. Da ist mir auch erst jetzt eingefallen, dass es nicht nur eine Belastung ist, weil holprig, sondern dass es mit Sicherheit auch wieder das Verlusttrauma triggert und dann der mega Stress daheim, weil viel ruhiger und weniger los. Die Große kam dieses Jahr in die Schule. Eigentlich hatte mich das nicht sehr bewegt. Aber ich hab in der Selbsthilfegruppe nun viel über mich gelernt, einiges wusste ich vorher schon und es hat jetzt nur klack gemacht. Daher weiß ich, dass ich das durchaus als Belastung werten kann. Abgesehen von den Autofahrten, die was tun? Triggern, Bingo. 

So langsam wachse ich darein. Zu verstehen, was es wirklich heißt, ne Menge Scheiße erlebt zu haben, Traumata mit sich herumzutragen. Und im Angesicht dessen ist mir unklar, wie ich es eigentlich hinbekommen, meinen Alltag so zu stemmen. Das wiederum ist aber die Erklärung, warum es mir immer so mies geht. Wieso mir eigentlich die Energie für vieles fehlt, es aber dennoch getan werden muss. Irgendwie. 

Naja, und der Abschied von meinem dritten Versuche einer F+ fällt auch noch in die erste Woche mit rein. Da soll man nun gute Erfahrungen sammeln und dann kommen Menschen daher, die auch nur wieder in alte Kerben schlagen. Ich frage mich seitdem wirklich oft, wie ich es dennoch immer wieder hinbekommen, neu zu vertrauen und jedem neuen Menschen in meinem Leben einen Vertrauensvorschuss zu geben. 
Unklar in dem Zusammenhang ist mir auch, wann Traumata dazu führe, dass man viele Menschen eher meidet und „besser alleine klarkommt“, sprich andere Menschen eine ziemliche Gefahrenquelle zu sein scheinen und wann es eher dazu führt, wie bei mir, dass ich mit alleine sein so gut wie gar nicht klarkomme. War nur so ein Gedanke zwischendurch.  

Wann war der krasse Temperatursturz, vier Wochen her? Seit drei Tagen habe ich das Gefühl, dass mein Nervensystem sich daran gewöhnt. Ich wache früh nicht mehr mit Angst auf, die Gedanken werden scheinbar weniger. Heute war ganz angenehm, aber es schien auch die Sonne. Naja, alles schwer vergleichbar. 

Ansonsten möchte ich demnächst endlich mal mit L. telefonieren und an meinen Skills arbeiten. Eine Woche Urlaub steht an und ich wünschte, es wäre Urlaub. Im Grund ist es PTBS an einem andern Ort auf dieser Welt. Und mir fällt es schwer mich zu freuen, dass ich scheinbar Flashbacks, wenn sie sich ankündigen, abwenden kann und es mir vor Tagen gelungen ist, mich sogar aus einem herauszuholen. Zum ersten Mal. Nach sieben verf… Jahren. Aber gut, dass mit den Skills mache ich jetzt auch noch nicht so lange. Also dran bleiben. Das wird. (Gott, und dass aus meinen Munde/Fingern).

Ja ich schaffe es nach über 3 Jahren Traumatherapie mir langsam die Liebe und das Mitgefühl und Verständnis zu geben, was ich so dringend brauche. Wenn der Tag scheiße läuft, bin ich nicht sauer auf mich, sondern auf die scheiß Begleitumstände. Und die verfluchten Wolken, die Menschen, die nicht wissen, was sie anrichten und und und… ich werde langsam geduldig mit mir? Wobei es sich oft eher so anfühlt, als zwingt mich das Leben eher in die Knie und ich gebe einfach nach. 

Vielleicht komme ich die nächste Zeit endlich mal wieder dazu, Luft zu holen. Wäre notwendig. Einfach mal wieder dran. 

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