Auch wenn ich mich nur bedingt an meine Kindheit erinnern kann und mein Gehirn hat sicher gute Gründe dafür… weiß ich dennoch, dass ich zu den Menschen gehöre, die mit Strafen und Androhungen groß geworden sind. Iss auf, sonst regnet es morgen… puh… dem Kind die Verantwortung für das Wetter in die Hand zu geben, ist schon ein starkes Stück.
Ich bin mir sicher, dass jetzt einige Leser lachen werden und das maßlos übertrieben finden. Und da muss ich recht geben, es ist maßlos… der Umgang mit Kindern.
Ungern möchte ich jetzt alles auflisten, was in meinen Augen der ungeeignetere Weg ist, viel mehr möchte ich aufzeigen, wie ich unser Kind betrachtet.
In den letzten 18 Monaten habe ich einiges gelesen, vor allem Jesper Juul. Ich gehe mit dem meisten von ihm nicht konform, weil er irgendein neues großes Genie ist, sondern weil das Gelesene mich berührt und ich spüre, dass dies die Art und Weise ist, die ich im Umgang mit mir wünsche.
Ich bin mir nicht mehr sicher, ob nun alles von ihm stammt und ich kann mir auch nicht alles merken, was ich lese; aber es gibt ein paar wichtige Punkte, die mich durch den Alltag begleiten.
Irgendwo las ich mal, dass wir die Eltern sein sollten, die wir uns gewünscht hätten. Das setzt Empathie voraus, die Gabe sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Es verhilft mir in schwierigen Momenten einen liebevollen Umgang zu finden.
Des Weiteren der Punkt, Kinder als fertige Menschen zu betrachten und sie auch als solche, sprich Erwachsene zu behandeln. Strafen und Androhungen spielen in der heutigen Erziehung immer noch eine große Rolle. Im Grunde steckt darin nur die eigene Hilflosigkeit. Diese sich einzugestehen und nicht weiterzuwissen, kann ein guter Anfang sein. Würdest Du Deinen Partner mit dem Verzicht des Abendessens drohen oder ihn damit bestrafen, nur weil er den Müll nicht weggebracht hat? Würde er sich das gefallen lassen? NEIN! Das machen wir nur mit Kindern (okay, es gibt Beziehungen in denen solch eine Art auch unter Erwachsenen funktioniert, aber das ist eine andere Geschichte). Und ein Kind wehrt sich nicht. In seinen Augen sind Ma und Pa perfekt. Sie sind in den ersten Jahren ihr Maßstab der Dinge. Wir leben ihnen vor, wie es geht. Der einfache Weg des Lernens ist die Nachahmung. Denn dazu muss man im Grunde nicht sehr schlau sein, man macht einfach nur nach und muss kein neues Wissen hinzufügen. Aber genau das ist das Problem. Und dann wundern wir uns, warum solche Kinder ihre Kinder wieder genauso miss-/behandeln?
Kinder lieben bedingungslos, egal, was man ihnen antut. Lieben wir sind genauso bedingungslos.
Für mich war von Anfang an klar, ich „erziehe“ mein Kind ganz anders. Das Wort hat mir beizeiten nicht gefallen, dass ich mein Kind weder in die eine noch in die andere Richtung ziehen möchte. Sondern ich möchte ihm das Leben zeigen und so gut es geht darauf vorbereiten, aber ich möchte es nicht ändern, was Erziehung sehr wohl tut. Jedenfalls war mir das glasklar, ich wusste nur nicht so richtig wie und die genannten Punkte halfen mir, meinen Weg zu finden.
Zugegeben, dieser Weg ist nicht immer einfach. Eine Strafe oder eine Drohung, die das Kind einschüchtert und dann eventuell kooperieren lässt, ist viel schneller und leichter ausgesprochen als der Weg der Geduld und des Verständnisses und dem Versuch, sein Kind zu verstehen.
Ich gehöre nicht zu den Müttern, die ihrem Kind die Zahnbürste in den Mund stopfen, weil es doch sein muss. Ich bin nicht bereit, mein Kind zu nötigen und meine Ängste so klein zuhalten. Gewalt ist nicht mein Weg. Da könnte ich den Punkt einwerfen, dass ich Jahre nur früh geputzt habe, bisher nur vier kleinere Löcher hatte und mein Mann, der immer zweimal am Tag putzte, nun schon Zahnersatz benötigt (Sry Schatz, ich hoffe, Du kannst mir verzeihen!). Und nein, die Nummer mit dem Immunsystem funktioniert hier leider nicht und mit Glück hat das auch wenig zu tun.
Und ich gehöre auch nicht zu denen, die ihr Kind schnappen und einfach windeln. Nein, ich diskutiere auch nicht, ich bitte lediglich. Und nein, unser Kind ist auch kein Kind, was alles mit sich machen lässt, wie ich mir anhören musste. Es zeigt mir täglich oft genug seine Grenzen und tanzt nicht nach meiner Pfeife.
Bei Erwachsenen sprechen wir von Gewalt, wenn man körperliche Grenzen überschreitet, bei Kinder ist es ein „dass muss jetzt halt sein“. Frau Haarer und Co haben dazu ihren Beitrag geleistet, aber ich bin zum Umdenken fähig, warum andere nicht?
So oft lese ich, dass die Menschen sich einen respektvollen Umgang miteinander wünschen, einen würdevollen, ein liebes Miteinander.
Warum fangen wir dann, verdammt nochmal, nicht bei unseren Kindern damit an? (Es sind die Erwachsenen von morgen, die wieder genauso so handeln und behandeln wie wir)
Euer Kopfflüstern
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