Seite wählen

Es ist nicht alles Gold, was glänzt oder es braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen

von | 11. Mai 2019 17:51 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 19. April 2025 16:34

Einer dieser Tage… Ja, ich habe den Luxus…. und dennoch: Einer dieser Tage! Ich ziehe den Hut vor Alleinerziehende; ich knie nieder vor Alleinerziehende ohne Großeltern in Reichweite. Und trotzdem! EINER DIESER TAGE!

Es regnet schon den ganzen Tag. Unser Kind zieht keine festen Schuhe an, barfuß war bisher noch zu unangenehm. Also hocken wir daheim. Zu zweit. Alleine. 18 Monate. Basteln? Ähm, nope. Treppe rauf, Treppe runter, Treppe rauf, Treppe runter…. Treppe rauf, Treppe runter. Kaffee, Gott sei Dank! 
Ein Buch – yes! Zwei Seiten… das nächste. Next one. Next one. Next one… next one. Ich liebe unser Kind. Aber… einer dieser Tage. Und mir reicht einer! Er ist lang. Lang und langweilig. Langwierig? 
In meine Ohren diese Stimmen: Du hast ein Kind, sei froh. Andere haben nicht das Glück. Es ist auch noch gesund? Was willst Du mir. Schätze Dich glücklich. Ich frage mich, ob es ein Mensch es packt, sich das ganze Leben lang selbst zu belügen. Ist Social Media daran schuld? Fast überall Glück und Freude, Harmonie, Liebe…alles perfekt. 
Ich liebe unser Kind. Es hat mich so weit gebracht. Ohne den ganzen Mist wäre ich nicht so gewachsen. Aber einer dieser Tage…. 
Ein Ehemann, der sich mit dem Kind oft beschäftigt, es mir sogar mehr abnehmen würde, als ich zulassen kann. Großeltern… und ich wage es dennoch mich zu beschweren. Gibt es Leute da draußen, die mir das verzeihen? 
Dank meiner Ergotherapeutin weiß ich, dass mein Empfinden auch seinen Platz haben darf. Dass nicht nur bei mir die Geburt unseres Kindes ein großer Cut war. Von 100 auf 0. Ich ging meiner Wege, wuselte so durch den Tag und plötzlich beschäftigte ich mich mit Dingen, die meinen Kopf nicht mehr forderten. 
Alles hat eben seine zwei (eigentlich drei) Seiten. Und dann stolpere ich doch wieder über mein Vergangenheits-Ich, welches mahnend den Finger erhebt und mich daran erinnert, nicht zu werten. F*** y**…. *räuspern Recht hat sie, aber heute bekomme ich das irgendwie nicht hin. Tja, dann schwimm ich eben in dieser Brühe. 
Versteht mich nicht falsch, Kinder sind etwas Wunderbares. Aber…..

Der Tag erinnert mich wieder an das afrikanische Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. Hm. Schon sehr lange, denke ich immer wieder darüber nach. Vielleicht falsch übersetzt? Der Einfluss anderer, ist wichtig. Unbestritten. Aber ich hege den Gedanken, dass etwas ganz anderes damit gemeint ist. Die Gemeinschaft an sich. 
Der Mensch ist ein Herdentier. Die meisten Tiere leben in Gemeinschaften. Der Mensch gehört dazu. Nun ist diese Welt, besser dieses System, wie man unschwer erkennen kann, nicht für Menschen gemacht. Familien reißt es auseinander, weil es woanders Arbeit gibt. Kinder kommen viel zu früh in Einrichtungen, weil die Eltern arbeiten müssen. Menschen sind seit Generationen schon nicht mehr in der Lage, miteinander über Probleme zu reden und wollen offensichtlich schon gar nicht mehr in Großfamilien leben. Dabei denke ich, wäre genau das der richtige Weg. Es gäbe mehrere Kinder, die ab einem gewissen Alter auch einander brauchen (wohl bemerkt nicht mit einem Jahr in Form einer Krippe). Erwachsene könnten sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern und hätten zeitgleich genügend Zeit für sich. 
Ja, ich höre schon wieder diese Stimme. Fiktion, Ideal. Ich halte es für notwendig. 
Stattdessen überforderte Eltern, die ihre Kinder anschreien, mit Gewalt dem Kind die Zahnbürste in den Mund schieben (Und ja, es ist Gewalt, wenn ich jemandem etwas gegen seinen Willen oral einführe, nur weil ich meine Angst nicht im Griff habe)… die nicht genügend Zeit für sich haben, im Burnout landen, Mutter-Kind-Kuren benötigen, die stöhnen, wenn sie nach Hause kommen und sich dann noch ums Kind kümmern müssen. Schau ich schief oder stimmt hier irgendetwas nicht? 

Und am Ende des Tages wundern wir uns über die Jugendlichen, die wieder einen Spielplatz demoliert haben; über Menschen, die ihren Müll in den Wald werfen; über Tierquälerei; über Hasstiraden gegen unseres Gleichen aus lediglich anderen Ländern, die in Not sind…

Und da ist er wieder. Dieser unendliche Weltschmerz; all dieses Leid, welches ich zu gerne mit einem Fingerschnippen beenden würde. Stattdessen sitz ich hier, jammere, kämpfe wieder mit eigenen Dämonen. 

Ganz tief im Inneren verbirgt sich eine Hoffnung. Ganz klein, aber vorhanden. Die Hoffnung, dass all die Freilerner, die Bedürfnisorientierten, die Jesper-Juuls-Leute, die Querdenker, die Kita-Freien… dass alle diesen Menschen eine andere Welt ermöglichen. Ein System, welches nicht auf Geld ausgerichtet ist, sondern auf das Wohlergehen von Mensch und Tier. 

Die Hoffnung stirbt zuletzt?

Euer Kopfflüstern

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert