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Falls Therapie, dann aber richtig

von | 12. April 2019 12:18 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 12. April 2019 12:18

Eine falsche Therapie gibt es wohl nicht, sie sollte zu einem selbst passen.

Meine erste, noch während der Schulzeit, war eher unpassend. Mich plagten damals depressive Verstimmung, tiefe Traurigkeit, Mobbing durch Mitschüler, massive Verlustängste meinen Eltenr gegenüber, um nur einiges zu nennen. Mit meinen Problemen war ich nicht alleine und bekam von einer Kursmitstreiterin, Kameradin möchte ich lieber nicht verwenden, einen Tipp und landete in meiner ersten Therapie. Ich muss mich korrigieren. Damals war diese erste Therapie wohl ganz gut. Aus heutiger Sicht würde ich das nie wieder tun und auch niemanden empfehlen, der wirklich etwas ändern will. 

Wie sah sie also aus, meine erste Therapie. Ganz simpel zusammengefasst, hin, Herz ausschützen, mal so richtig, sorry, abkotzen und wieder heim. Manch einer kann sich jetzt vielleicht schon denken, dass das nicht viel bringt. Richtig. Neues entsteht durch Veränderung. Durch neue Sichtweisen, andere Blickwinkel, neue Erkenntnisse. Deswegen sprach ich von unpassend. Veränderung brachte es mir im Grunde gar nicht, nur Linderung. Dies kann für den Anfang ganz gut sein, zum runterkommen, klarer werden, sich wieder einkriegen. Aber um weiter zu kommen, bedarf es anderer Hilfe. 

Meine zweite Therapie begann ich erst viele Jahre später. Verhaltenstherapie. Für meine damaligen Probleme genau das Richtige. Die Frau hatte Haare auf den Zähnen. Sie sagte mir die Dinge ganz unverblühmt mitten ins Gesicht und ich war froh, dass ich über mich selber lachen konnte, sonst wäre es noch schmerzhafter gewesen. Ich saß oft genug mit Tränen in den Augen vor ihr oder hinter her im Park. 
So sollte Therapie, meiner Ansicht nach sein, schmerzhaft. Denn es ist doch in aller Regel so; man dümpelt so mit sich und seinen Problemen vor sich hin. Vielleicht hat man auch eine Ahnung, woher das alles kommt, aber des Pudels Kern entdeckt man alleine in der Regel nicht, weil man die Dinge eben so sieht, wie man sie sehen möchte. Aus dem Wissen heraus und den Erfahrungen, die man gesammelt hat. Deshalb ist es hilfreich, wenn nicht sogar notwendig, jemanden anderen zu kosultieren, der ein völlig anderes Bild von der Welt hat und einem mal zeigt, was man da eigentlich für einen Blödsinn anrichtet. 
Dieses Mal wählte ich mit mehr Bedacht. Über die Milton-Erickson-Gesellschat wurde ich fündig. Sie kannte nicht nur Erickson, sondern auch Watzlawick und das schuf irgendwie eine gute Grundlage. Ich fühlte mich dort gut aufgehoben, die Chemie stimmte UND DAS ist absolut notwendig, damit Therapie überhaupt funktionieren kann. Niemandem ist geholfen, wenn der Hilfesuchende dem Therapeuten nicht vertraut, man muss sich öffnen können. Und dann schaut man gemeinsam in die Ecken, wo der meiste Dreck liegt. Die, die man sonst gekonnt ignoriert; die man kennt, aber lieber links liegen lässt. Und wenn man es schafft, dies zuzulassen und ehrlich mit sich selbst zu sein, dann tut Therapie weh. Man fängt an, sich und sein Leben, sein Handeln, die eigene Verantwortung, alles, in Frage zu stellen, zu reflektieren. Man beginnt seine eigene Unzulänglichkeit zu entdecken, seine Makel und Fehler. Natürlich entdeckt man auch Stärken, auch Stärken, die man vorher an sich noch nicht kannte. Aber die Stärken sind ja weniger die, die uns ausbremsen und zu schaffen machen. 

Und ich schreibe „man“, weil ich hoffe, dass dies jeder, der Hilfe braucht, der Veränderung braucht, das oben Genannte schafft. Um wieder zu mir zu kommen, ich bin den Weg gegangen. Und manchmal geh ich mit mir vielleicht härter ins Gericht als nötig. Aber es hat mir geholfen, und es hilft mir immer noch, meine Probleme zu minimieren, anders zu betrachten. 

Ich wiederhole mich nur ungern. Selbstreflexion kann sehr weh tun. An manchen Tagen wollte ich das alles nicht wahr haben. Und auch ich habe heute noch Eckne, in die ich nicht gerne schaue und ich dann alles abstreite. Aber ich bin davon überzeugt, dass es bitter notwendig ist, um Veränderung zu ermöglichen. 

Traut Euch. Es ist es wert. 

Euer Kopfflüstern

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