Zu allererst! Ich kann den Herbst seit acht Jahren wieder genießen, nicht jeden Tag aber ja. Jetzt kommt mit der Gedanke… Vllt ändert sich ja was mit der Zeit vor meinem Geburtstag? Aber ich fühle mich tatsächlich wieder wie das Herbstkind, was ich einmal war 🥰 Diese vielen bunten Farben und wenn der Wind die Blätter tanzen lässt. Ich liiiiieeebe das!! 😍🤩 (12.10.25)
Nun zum Buch. Ich hab vor Ewigkeiten schon mal quer reingelesen. Ich bin gerade mit der Einleitung durch und bin der Meinung, klare Kaufempfehlung. Viele Jahre Oberarzt in einer Klinik, mit traumatisierten Menschen gearbeitet… alleine wie er schreibt und was. Kaufen. Ich komme am Ende nochmal darauf zurück, wenn ich es nicht vergesse.
Manchmal scheint es gut zu sein, wenn man, ich, Bücher von vorn beginne. Warum habe ich das Buch nicht eher gelesen? Ich hab mir immer die Frage gestellt, warum, denn jeder hat unterschiedliche Anteile, bei mir immer so ein Chaos herrscht und andere ja scheinbar „normal“ funktionieren, mit Leichtigkeit quasi von Rolle zu Rolle wechseln, in andere Anteile schlüpfen. Dieses Chaos bricht aus, wenn Anteile nichts voneinander wissen, wenn sie in Konflikt miteinander sind. Traumaanteile können sie stark vom Rest abgespalten/dissoziiert sein, dass sie sogar relativ autonom agieren.
Ich mag das Beispiel im Buch. Ein Junge wird von Vater immer wieder abgelehnt. Er nimmt diesen Vater in sich auf (introjezieren). Ab da sieht er sich selbst durch die Augen seine Vaters und entwickelt einen Anteil, in dem er sich nicht geliebt fühlt. Wenn er später ähnliche Erfahrungen macht, entwickelt sich diese Sichtweise vielleicht zu „Niemand mag mich“. Und genauso entstehen auch Introjekte. Und im Grunde ist es auch ein Selbstschutz. Die verletzten Worte, die man ständig hört, sagt man zu sich selbst. Es ist erträglicher selbst so über sich zu denken, als das es eine liebende Person tut. Und man passt sich an, verhält sich angepasster, um diesen Gefahren, sprich Abwertungen zu entgehen.
Uuuh, und dann kommt was Interessantes. Entweder es bleibt ein Introjekt und wir empfinden es weiterhin als Fremdkörper und spüren, dies gehört nicht zu mir oder wir verinnerlichen es. Dann endet der Kampf, es wird ein Teil von uns, zu unseren Ansichten, Wertevorstellungen what ever. Und dann kommt die Krux. Der Kampf des Jungen endet. Aber er behandelt darauf hin seine Kinder genauso wie er von seinem Vater behandelt wurde und gibt das Problem an die nächste Generation weiter. Faszinierend 🤩 also große Scheiße. Aber auch faszinierend. Und gibt mir ne Menge Stoff zum nachdenken. Ich liebe das Buch. Und ich weiß jetzt schon, dass da weitere folgen werden.
Und dieser Junge prägt sich den Gesichtsausdrucks, den Tonfall….einfach alles, vllt das Parfüm etc. ganz genau an. Und wenn er später wieder so ähnlich angeschaut wird und da reicht ein Zucken des Mundwinkels, fühlt er sich wieder so entwertet wie damals als Kind. Ich liebe den Scheiß 😅 für mich überhaupt nichts neues, aber es ist doch faszinierend zu was dieser Kasten da oben im Stande ist. Wir bekommen den Mundwinkel bewusst nicht mit und trotzdem läuft eine Kaskade los. Wegen etwas, was Dekaden zurück liegt. Unglaublich. Immer wieder.
Der nächste Punkt, der mich in den Bann zieht…. imaginäre Freunde im Kinderalter, Tagträumen. Oh ja. Ich hatte imaginäre Wesen. Einen, der mir gegenüber „gut“ war und einen, der mir „böse“ gesinnt war und keine guten Absichten hatte. Sie wohnen in den Ecken meines Bettes am Kopfende. Ich sprach jeden Abend mit ihnen. Sie verliesen mich geraume Zeit nach dem Umzug in die neue Wohnung. Also viel mehr entließ ich sie. Ich glaube, die Zeit, in der ich viel Tagträumer war, begann irgendwann danach. Ich hab an Wochenenden früh um Bett Stunden damit verbracht. Auch tagsüber. Im Buch steht, dass solche imaginären Freunde von Kindern erschaffen werden, die sonst nicht viel schönes über haben. Es ist eine Flucht. Ein Ausweg aus der Hölle. Und später werden diese Anteile meist durch traumatischen Stress reaktiviert und treten als bösartig und bestrafend wieder auf. Krass… Solche entwertenden Selbste werden häufig, Trommelwirbel, bei Kinder mit sexueller und/oder physischer Gewalterfahrung gefunden.
Ka, ich hab manchmal das Gefühl, ich bin noch gut davon gekommen… solchen Kinder werden später meist psychotisch (abtauchen in eine verrückte Welt, wenn keine Hoffnung mehr besteht). Ein anderer Ausweg ist Suizid oder das einfrieren, komplette Abschalten. Ja. Hier bleibe ich hängen. Das nimmt mich mit. Einerseits bekomme ich an solchen Punkten immer wieder ein Hauch eines Gefühls davon, sie schlimm vieles für mich reden sein muss. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass es mich nicht schlimmer erwischt hat. Und das obwohl ja irgendwie schon alles schlimm genug ist. Da kann ich glücklich sein, dass ich scheinbar Stück für Stück heile. Wenn auch nur langsam. Aber das ist ja nicht jedem gegönnt. Und ich lebe.
Ja, ich würde behaupten, wenn man so viel, wie ich, schon gelesen und verstanden hat, ist sowas hartes Zeug.
Was mich berührt, ist der Punkt, dass der Auto betont, dass alle Anpassungsleistungen ein „kreativer Akt“ sind und etwas Wertvolles darstellen und eine Ressource bilden, die man unbedingt wertschätzen sollte. Vllt fällt mir deshalb dieses imaginäre Therapieverfahren so leicht. Und er schreibt weiter, dass es ein Zeichen von Stärke ist, überlebt zu haben. Und er seine Patienten dafür bewundert. 🥺
Das Buch ist für mich auch insofern schwere Kost, weil es wieder viel un die Kindheit geht. Gott, was man da alles verbauen kann. Und wen ich bedenke, wie ich oft war und manchmal auch noch bin…. das tut scheiße weh. Ich hoffe immer nur, dass der Schaden, den ich bei meinen Kindern hinterlassen habe, nicht zu groß ist. Das macht mir ein schlechtes Gewissen und es macht mich traurig.
30.10.25 ich habe ein neues Wort gelernt. Ich bin nicht ambivalent, sondern polyvalent! So viel poly…. 🤓
„Werden diese unterscheidbaren Selbst-Anteile in der Therapie benannt und als wertschätzende Überlebensstrategie des Patienten eingeordnet und „re-kontextualisiert“ dann kann der Patient zu ihnen in Beziehung treten. Und das wiederum bewirkt nach der Erfahrung von Fischer schnelle Fortschritte in der Therapie“. Letzteres kann ich zum jetzigen Zeitpunkt insofern bestätigen, dass es mir gut tut, zu wissen, wahrzunehmen, wann ich „dran bin“ und wann einer meiner Anteile. Es nimmt mir ein Stück Hilflosigkeit und gibt mir ein Stück „Kontrolle“.
„Es war alles zu viel, was uneinfühlsame Erwachsene einen zumuteten, und die Folgen waren verheerend.“ Aus heutiger Sicht weiß ich, dass es nicht darum geht, Katastrophen, wie auch immer die aussehen mögen, von unseren Kindern fern zu halten. Das lässt sich nicht verhindern. Es geht darum, unsere Kinder mit der Katastrophe nicht alleine zu lassen, da zu sein, ein offenes Ohr zu haben, den Schmerz zu teilen. Raum zu geben und diesen zu halten. Und solange diese sichere Hafen besteht, haben wir immer einen sicheren Ort, an den wir uns Zurückziehen können, Energie tanken, einen Ort, an dem wir Sicherheit spüren können. Und DAS ist sooooo wichtig. Zu wissen, dass man sicher ist. Egal, was passiert, egal was kommt, egal wie es weiter geht. Diese Sicherheit brauchen wir alle. ❤️
Ddn Abschnitt finde ich krass. Ich hatte bisher auch immer die Vorstellung davon, wenn Anteile entstehen, bricht ein Stück von der „eigenen Identität“ weg. Der Autor beschreibt das Bild von einem Kuchen, den man in Stücke schneidet. Aber „die Seele eher, als sich selbst zu teilen, sich multipliziert, sich selbst selektiv vervielfältigt (recopy) oder eien begrenzte Zahl von Elementen in Mustern von größtmöglicher Vielfalt arrangiert“. 🤯 Ja. Der Blick gefällt mir. Nichts mit kaputt.
Das andere kenne ich schon, also den Teil mit dem Überleben ermöglichen… „Eine Kopie von ihr abtrennt, in der all die Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Bilder und Handlungsimpulse verdichtet und gesammelt…“. Und wenn das angetriggert wird, ist alles wieder da. Vllt ist das eine gute Erklärung für „Externe“.
Und dann noch etwas, was ich schon kenne, mir trotzdem einen Aha-Moment verschafft. Kind erlebt traumatische Situation. Kind weint nach Monaten immer wieder und ist ängstlich. Die Adulten finden es langsam nervig und wenden sich ab, schimpfen. Besagtes Kind geht Jahre später in Therapie, das Innenkind wird besprochen und sie verhält sich zu diesem Innenkind so wie dir Erwachsenen damals zu ihr. Sie negiert es, sie ist genervt.
Tja, Kinder übernehmen einfach alles von uns. Unser Bild von ihnen, wird ihr eigenes von sich. 💔 Wie gut, dass unser Nervensystem im Stande ist, ein Leben lang umzulernen. Und wie gut, dass selbst die schlimmsten Wunden (mit viel Hilfe und Unterstützung) eine Möglichen auf Heilung haben. ❤️
Was mich noch stocken lässt, schwierige Innenkinder, die „man auf den Mond schnipsen möchte…“und sowas kenne ich…. „stehen für Vernachlässigung, Ablehnung, Entwertung, für körperliche und/oder sexuelle Gewalt ….sie sind häufig „jammerig“, verzweifelt, gierig, egozentrisch, unersättlich und manchmal auch sexualisiert….“.
Boah, ich liebe dieses Buch. Das halift mir gerade wieder so sehr. „…einer positiven Absicht dahinter….“. In den Anteilen „schlummert ein Wissen, dass ….. wir für unser Leben nutzen sollten, aber eben aus der Sicht des Erwachsenen, der wir heute sind und nicht aus der Sicht des Anteile von damals, die ja immer noch in der traumatischen Situation feststecken….. Boah, es schenkt mir gerade so viel Selbstmitgefühl und das ist soooooo wichtig, sich mit den eigenen Anteilen auszusöhnen, wenn auch der Weg dahin, sich schwierig gestalten kann. „Nur die respektvolle, kongruente und konstruktive Kommunikation mit „meinen anderen“ meinen inneren Kindern, eröffnet das kreative Potential dieses Teils“ Egostatetherapie für alle. UND, Kassen übernehmen dieses Art der Arbeit mittlerweile!!!
Der nächste Part deckt sich mit dem, was ich in der letzten Stunde bei Frau S. lernen durfte. Dass ICH entscheide und nicht meine Anteile und ich nicht alle Anteile überall mit hinnehmen muss, sie keine Entscheidungen über Dinge, die sie nicht überschauen können (weil kindlicher Verstand, eingetrübte Sicht von damals) zu treffen haben. ICH entscheide! Irgendwie krass das zu lesen. Aber total hilfreich für mich.
Im letzten Teil geht es noch darum, wenn ein Anteil süchtig ist. Für mich nicht viel neues Wissen, aber spannend. Man greift zum Suchtmittel, um einen unerträglichen Zustand wegzumachen. Ergo, lässt man die Droge weg, was bleibt dann, um das Unerträgliche verschwinden zu lassen? Nichts. Deswegen geht es nie darum, in erster Linie, etwas wegzumachen, sondern. Neue Ressourcen hinzuzugewinnen und dann wird es auch irgendwann möglich, ohne Sucht zu leben.
Also, wie zu Beginn schon geschrieben 😄 klare Kaufempfehlung! Danke Herr Peichl, großartiges Buch! ❤️

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