Heute fiel mir der Abschied von R. irgendwie besonders schwer. Also fällt er mir immer.. ich bin oft gegen die Verwendung von so absoluten Wörtern wie „immer“. Aber bei ihm ist es wirklich immer wie Urlaub. Und wenn unsere gemeinsame Zeit dann endet, ist es jedes Mal, mal mehr, mal weniger, wie ein Cut. Und dann bin ich wieder in dieser Welt, in der ich manchmal einfach nicht gerne bin. Manchmal… 🙄
Und mit einer Wucht ist dann so viel wieder los. Heute war die Beisetzung des Opas meines Mannes. Ja. Ich hab mich bewusst dagegen entschieden. Ich wollte auch nach der Beisetzung nicht dahin. Mein Mann meinte, hier ist niemand traurig… Hmmmmm. Ist klar. Das, was man sieht, ist mir klar. Aber der Rest. Das, was alles nicht rausgelassen und nicht angesprochen wird. Dass ist doch das, was die Luft immer „brennen“ lässt. Für mich jedenfalls. Und ja, das alte-Geschichten-Rausholen danach… Ne.
Auf der Autofahrt fiel mir so ein, vllt mag ich auch einfach nicht mit meiner eigenen Trauer konfrontiert werden, mit der ich nur schwer Umgang finde (?). Und mit der ich mich ganz alleine dastehen sehe. Da ist auch keiner da.
Ich war auf diesen ganzen Scheiß nicht vorbereitet, ich konnte keinen Abschied nehmen, ich hatte keine Beerdigung mit Trauergemeinde. Ich hab ja nicht mal jemanden, der meinen Schmerz versteht.
PS: Ja, ich hab den wunden Punkt natürlich wieder getroffen. Seit ich den obigen Text geschrieben habe, bin ich mit feuchten Augen durch Kaufland, verheult Auto gefahren… Es ist aber mehr als nur meine Trauer.

Als hätte Madame es gewusst. Naja, wissen nicht, aber ich weiß, dass sie es spürt. Sie könnte auch beim Rest der Familie sein, da fällt sogar ab und zu Futter runter. Aber nein, sie ist bei dem Menschen, der schon wieder so viel Trost braucht. 😭
Ich werde nie den Blick des Mops aus der Klinik vergessen. Er wacht nach der OP auf, Intubator noch drin. So ein wacher Blick. So klare Augen. Der Intubator wird gezogen und die Atemnot kehrt zurück. Ich weiß, man kann viel zerreden, schön reden, sich einbilden… wie auch immer. Aber ich schwöre, ich habs gespürt …mit dem Ziehen des Intubator, wich diese Leichtigkeit im Blick des Tieres und ka. Die Verzweiflung, die da mit rüber schwappte und diese Schwere, die den Raum plötzlich zu füllen schien. Das waren wahrscheinlich die einzigen Sekunden in seinem Leben, in denen er keine Atemnot hatte…
Und so geht es mir irgendwie bei R. Wenn unsere Wege sich trennen. Nicht nur da, aber da ist es am einschneidensten. Jemanden wie R. in seinen Leben haben zu dürfen, ist aber auch…Luxus? Was ganz Besonderes. Diese Freiheit, die ich bei ihm empfinde, ist unbezahlbar. Ja. Mir kommt manches noch nicht über die Lippen, aber das sind, hmmm, also das hat nichts mit ihm zu tun, sondern mit mir. Naja, ich schätze diese Art der Intimität, die wir haben, jedenfalls sehr. Also, dass ist für mich jedenfalls wahre Intimität, alles ansprechen zu können, egal, wie düster die Dinge zu sein scheinen.
Den Scherbenhaufen des anderen zu sehen… vllt mag ich das so, weil ich dann spüre, dass ich nicht alleine bin. Weil ich dankbar bin, wenn Menschen so viel Vertrauen haben und sich öffnen und sich verletzlich zeigen. Das ist für mich ein unglaublich großer Schatz. Ein Geschenk. Und ich kann leider nicht behaupten, dass ich viele solcher Menschen in meinem Leben habe. Ich kann das auch nur schwer beschreiben. Ja, ich gebe, absolut, viel von mir Preis. Hab ich kein Problem mit. Aber dann erzähle ich es eben einfach nur, es ist als würde ich die Geschichte eines anderen erzählen? Ohne Gefühl und so. Es ist aber nicht ein wirkliches Teilhaben lassen. Das ist nur wenigen Menschen vorbehalten, dass ich mich so öffne und dann auch zeige, wie meine Gefühlswelt zum Erzählten aussieht. Dafür sind mir die meisten Menschen einfach zu grobschlächtig unterwegs. Und ich finde, mit zu den schlimmsten Dingen auf der Welt gehört, sich zu öffnen, so richtig, mit Gefühl und allem drum und dran und dann abgewiesen zu werden. Wenn ich es nur erzähle, hm, wie sage ich das.. dann bin ich nicht in Verbindung mit meinen fühlenden Anteilen und mich tangiert die Reaktion des anderen dann wenig. Wenn ich dir aber wirklich Einblick gebe, wenn du die Ehre hast, dass ich dir aufs Handy weine, im krassesten Fall in deiner Anwesenheit Tränen kullern, dann hast du definitiv diese geladene Waffe in der Hand.
Ja, ich bin definitiv flott, was meine Gefühle gegenüber anderen Menschen angeht und wie geschrieben, habe ich eigentlich nichts, was ich nicht erzähle, aber ich kann nicht behaupten, viele Menschen zu haben, geschweige denn gekannt zu haben ( 0 ), denen ich so vertraue, dass ich sie „rein lasse“.
Den Typen, ich mach mal „Werbung“, nein, natürlich nicht, aber ich schätze ihn sehr, Creating Wonders, sagte mal, jemandem zu vertrauen ist wie ihm eine geladenen Waffe zu geben, die er dir genau aufs Herz richtet und du hoffst, dass er nicht abdrückt. Ich hab ne ganze Weile gebraucht, aber ja, das fühle ich. Menschen können so bösartig verletzend, gar zerstörerisch sein…. Und nach erlebten Dingen wieder Vertrauen zu fassen, ist schon ein wenig irre. Und wie oft hab ich (die letzten Jahre irgendwie) ins Klo gegriffen…
Aber ich bin nicht mehr sauer. Zu wissen, dass wir eine gute gemeinsame Zeit hatten und der gemeinsame Weg eben nicht weiter lief und immer wieder erlebt zu haben, dass sich ein Tür öffnet, wenn sich ein schließt, beruhigt mich. Ich muss meinen anderen Beitrag veröffentlichen, da bin ich doch im Nachhinein etwas erschrocken. Wenn ich jetzt wüsste, wie ich am Handy Beiträge verlinken.. der Titel war sowas wie „Zwei dunkle Geheimnisse“, ja wird stimme, mein Handy hat es vorgeschlagen 😅
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