Heute morgen um 5 ist mir, glaube ich, was klar geworden, aber ich denk noch drüber nach. Aber da sofort Tränen flossen, kann ich mir eigentlich sicher sein.
Ich hab gestern jemandem eine Sprachnachricht unterschlagen und ich glaube, es liegt tatsächlich daran, dass ich Angst habe, zu viel zu sein. Und ich glaube auch, dass das der Grund ist, der mich immer davon abhält, zu sagen, was ich denke und was in mir vor geht.
Frustriert mich, weil ich genau das eigentlich nicht möchte. Es ist für mich viel leichter, wenn ich meinen Scheiß kommuniziere. Geschwiegen hab ich ein halbes Leben, das sollte reichen.
Verena König schreibt, wie weit die Heilung von Traumafolgeschäden voran geschritten ist, erkennen wir daran, wie frei, verbunden etc wir uns ins unseren Beziehungen fühlen. Und damit meint sie, was ich sehr interessant fand, jegliche Form von Beziehung. Nicht nur die zu Menschen, sondern auch zur Tieren, Natur, der Welt, allem eben. Wir stehen ja auch zu allem irgendwie in Beziehung. Das Buch killt meinen Kopf. Zwei Seiten und ich bin nur noch am nachdenken.
Was Menschen angeht, hat sich viel getan, gerade die letzten zwei Jahre. Aber es gibt so Dinge, Themen, da baut sich in mir ne Mauer auf und meine Lippen verschließen sich und ich hab echt mit mir zu kämpfen. Und das ist nicht angenehm. Es ist anstrengend. Das beschreibt es nicht. Es ist auch frustrierend.
Mir fällt gerade mein alter Glaubenssatz „Es darf mir nicht gut gehen“ ein. Hatte ich irgendwo mal erwähnt, dass ich wegen dem vorm Radio stand und es mir nicht an machen konnte? Das war auch so eine Mauer. Und was für eine. Ich mein ich bin ja physisch fähig, so ein blödes Radio anzumachen. Dann hat Frau S. mit mir eine Übung gemacht und es ging. Aber es ist nicht weg, manchmal gönne ich es mir immer noch nicht. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob Glaubenssatz oder selbstverletzenden/zerstörerische Instanzen oder ein Mischmasch.
Ich überlege, ob Scham auch ne Rolle spielt. Das ist bei Trauma u.U., jedenfalls ist es bei mir so, auch ne fette Angelegenheit, die nicht zu unterschätzen ist.
Dabei mag ich es so sehr, wenn es emotional wird. Ich weine so gern (mein Ventil) und es gibt nichts Schöneres, wenn man dabei gehalten wird. Kein Wort, einfach da sein. Das hat mein Mann mittlerweile schon sehr gut drauf. Und das ist sooo heilsam. Ich glaube, wir brauchen in solchen und anderen Momenten auch keine großen Reden. Einfach jemanden, der da ist, den Raum gibt und ihn hält. Das hab ich neulich schon mal geschrieben, oder? Jetzt muss ich an S. denken. Er findet es amüsant, wenn ich in Sprachnachrichten inne halte und merke, dass ich etwas schon mal erwähnt habe.
Und viel zu oft sitze ich irgendwo alleine und weine und wünsche mir nichts sehnlicher als jemanden, der mich hält. Da geht’s schon wieder los.. 😢
Gestern lief mir ein Zitat über den Weg…. Den falschen Menschen seine Emotionen mitzuteilen, ist wie Bluten direkt neben einem Hai. Da war es 23 Uhr? Ist das so? Hm, ja, wenn ich ans Mobbing denke, wie grauenhaft Menschen sein können und das betrifft ja jede Altersstufe. Und trotzdem möchte ich das alles kommunizieren können. Wenn sie zubeißen, weiß man wenigstens, mit wem man es zu tun hat und sich so umgibt.
Ich hab mich gestern schon gefragt, was mich jedes Mal wieder Menschen vertrauen lässt. Trauma ist ja eigentlich durch eine massive Unsicherheit gegenüber Menschen gekennzeichnet. Aber nun sind meine fetten Traumata, OK, vom sexuellen mal abgesehen und dem Rest, den ich nicht weiß, nicht durch Menschenhand verursacht. Ich kenne viele, die Rückzug vorziehen, die volle Straßenbahnen meiden. Das ist nicht mein Problem. Zu wenig Mensch ist meins.
Also sich mal eben so mit 40 fremden Menschen zum Wandern treffen, wäre trotzdem nicht meins. Außer, die kommen alle aus der Psychiatrie, dass wäre was anderes 😅 Weil man ne gemeinsame Grundlage hat? Weil ich weiß, ich muss mich nicht zurückhalten? Ka. Ich mein, das Mobbingtrauma schlummert ja auch immer noch in mir. Bis jetzt haben wir ja „nur“ das sexuelle Trauma bearbeitet. Bei den anderen kurativen Sitzungen hab ich bis jetzt nicht viel verspürt, was ja nichts heißen muss. Integration passiert ja auch nicht von jetzt auf gleich.
Jedenfalls hab ich Schiss vor dem Termin mit meiner Familie. Wenn ich nur daran denke, fließen Tränen. Und ich weiß nicht, vor was ich mehr Angst habe, dass alles aus mir heraus bricht oder alles drinnen bleibt. Und wie die Familie reagiert oder auch nicht. Ich wollte das erst alleine machen, jetzt bin ich so froh, dass Frau S. das mit mir gemeinsam macht. So wenig Schlaf und jetzt so eine großes, schweres Vorhaben….
0 Kommentare