Seite wählen

Grenzen

von | 2. Mai 2025 06:13 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2025 06:14

Eigentlich hab ich noch ne halbe Stunde zum Schlafen. Was soll’s. Das Fenster steht offen, die Vögel singen. Besonders mag ich die Hähne, die un die Wette krähen und die Tauben. Dass mit den Tauben, glaube ich mich dunkel erinnern zu können, stammt wohl aus meiner Kindheit.

Jedenfalls las ich gerade eine Email von Verena König (Traumatherapeutin) und fühlte mich sofort „ertappt“. Sie stellt bei vielen ihrer Patienten fest, dass sie sich zurückhalten, mit dem was sie sagen. Gott, wie ich das fühle. Ja, doch, ertappt und gleichzeitig gesehen. Die Angst, etwas falsches zu sagen, etwas verletzendes. Aus „Respekt/Taktgefühl“ bleibt man ruhig, in dem Fall ich. Sie schreibt, nicht aus Arroganz oder Gleichgültigkeit. Problem an der ganzen Sache, oft kommt man genauso rüber. Das habe ich so oft erlebt. Und genau das tut scheiße weh.

Ich hatte mal vor Jahren ein Praktikum in er Tierarztpraxis. Ich war stumm. Extrem stumm. Und beim Abschlussgespräch meinte die Tierarzthelferin ich wäre arrogant. Ohne das ich mich hätte irgendwie zusammenreißen können, hab ich mit meinen ca. 30 Jahren geheult wie ein Schlosshund. Zu guter Letzt meinte die Tä dann noch, ich würde mir im Wege stehen. Heute weiß ich, dass ich da tu. Leider nicht aus Langweile 😞

Und genauso fällt man immer mehr der Einsamkeit zum Opfer. Dann kam bei mir noch die soziale Phobie hinzu, da war es dann für viele Jahre aus mit Menschen.

Dass zieht mich an Morgen schon wieder runter. Zu sehen. Sie viele beschissene Baustellen ich wegen dieser verfickten Traumata habe!

Zurück zu Verena König. Man hellt sich also vornehm zurück, wweil man als Kind selbst zu oft die Erfahrung gemacht hat, dass die eigenen Grenzen überschritten wurden. Und was kostet es? Wie sie selbst schreibt, Momente, in denen wahre Verbindung stattfinden könnte. Autsch… genau das, wonach es mir dürstet.

Wenn ich die E-Mail so lese, fühle ich mich schlecht. Wie oft liege neben R. oder meinen Mann. Dass muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Die sichersten Bindungen, die ich habe. Mir gehen tue, Worte durch den Kopf und sie verhallen in irgendeiner Gehirnwindung aus Angst zu viel zu sein, zu verletzen, ja, Grenzen zu verletzen. Das trifft es.

Ja, wenn ich wohlwollend mit mir umgehen, darf ich mir eingestehen, dass, jetzt wollte ich schreibe, dass mit den Menschen noch nicht so lange übe…. ich trainiere mir seit zwei Jahrzehnten meine soziale Phobie ab … Ich bin fast 40. .. darüber darf ich echt nicht nachdenken, wie lange ich schon Versuche, ich selbst zu sein und an so vielen Ecken und Enden an mir arbeite. Grausam. Das macht mich extrem traurig. Und wieder kommen die Gedanken über den Sinn… ich muss aufstehen, sonst kommen da noch ganz andere Gedanken.

Aber ja, ich gebe mir seit der Klinik ziemlich oft die Mühe, zu sagen was ich denke. Ich hab mich dort mit Komplimenten auch kaum zurückgehalten. Ich möchte da auf jeden Fall dran bleiben, weil es sich für mich gut anfühlt, befreiend.

Und jetzt stehe ich schon wieder am frühen Morgen im Bad und weine. Weil mein Leben gefühlt ein Desaster ist, weil ich mir jeden scheiß erkämpfen muss, üben muss, weil ich sooo viel in meinem Leben verpasst habe. Meine Kindheit war ja scheinbar scheiße, meine Jugend (meine was?) war es auch, alles danach war scheiße, weil davor alles scheiße war… Und jetzt sitze ich auch nur wieder mitten drin und muss aufpassen nicht alles über eine Kamm zu scheren und mir zu denken, viel Sinn macht es nicht mehr.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert