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Positives Tagebuch

von | 16. April 2019 20:15 | 0 Kommentare

zuletzt aktualisiert am 19. April 2025 16:34

Es nützt einem wenig, wenn man ständig mit den Gedanken bei einem Problem ist. In meinem Fall war das oft das Tröpfchen, welches das Fass zum Überlaufen brachte. Und ich nahm die Welt um mich herum eigentlich kaum noch war. 

Nach meinem ersten Aufenthalt in der Klinik während der Schwangerschaft kam ich Übergangsweise in eine Tagesklinik. Programm bis 15 Uhr, dann heim. Das Erste, was wir in die Hände gedrückt bekamen, war eine kleines Heft, A5, kariert, in welches wir vorn positives Dinges des Tages und hinten, negative Dinge des Tages niederschreiben sollten. Die Frontseite sollten wir entsprechend mit schönen Dingen gestalten, hinten mit Dingen, die uns nicht so gut gefielen. Gesagt, getan.

Ersteres halte ich für unbedingt notwendig, wenn einem der Boden komplett unter den Füßen weggezogen wurde und man das Gefühl hat, das war es jetzt. Das ganze Schlechte habe ich an einem Abend hervorgeholt, dann nie wieder. Den Tag mit guten Dingen, die einem begegnet sind, abzuschließen, ist sehr schön. Dann aber das ganze Negative noch einmal rausholen? Wozu? Würde man das nutzen, um sich selbst zu reflektieren, würde ich zustimmen. Aber zum damaligen Zeitpunkt war ich dazu gar nicht in der Lage. 

Also schreibe ich bis heute, die schönen Dinge des Tages auf. Zu Beginn waren das kurze Stichpunkte, die ich regelrecht suchen musste. Heute füllt ein Tag manchmal eine ganze Seite. 
Meine Sicht war so vernebelt, alles war so düster; wenn ich glaubte, es geht nicht mehr, las ich nach. Und tatsächlich es gab jeden Tag kleine Dingen, an denen ich mich wahrhaftig erfreuen konnte. Manchmal konnte ich es selber kaum glauben. Und da meine Erinnerung mich ja so im Stich ließ, half es mir sozusagen doppelt. 

Es half mir sehr, mich auf das Gute im Leben zu konzentrieren. Es gab mir Halt, ward mir ein treuer Wegbegleiter in dunklen Stunden. 

Ich nutze es auch für Fortschritte. Wenn ich es schaffte, für eine Minute nicht zu denken, wenn ich es eine Mahlzeit genießen konnte, wenn mir plötzlich ein positiver Gedanke kam… alles schrieb ich nieder. So konnte ich im Verlauf der Monate auch meinen therapeutischen Fortschritt festhalten und das machte mir Mut, wenn ich wieder einmal zurückfiel. 

Ich war nie der Typ für Tagebücher. Dieses ewige langsame Niederschreiben, ich versteht es bis heute nicht. Zumal meine Krakelschrift nicht sehr schön anzusehen ist. Aber das Gute halte ich heute noch fest, nicht immer jeden Tag, aber ich versuche es. 

Kaufen. Ausprobieren. Profitieren. 

Euer Kopfflüstern

 

Was mir sonst noch half, findet ihr hier!

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