Katze! Welches Bild erscheint gerade vor Deinem inneren Auge? Ist sie schwarz, weiß, mit oder ohne Streifen? Hat sie einen weißen Latz? Ist es ein Kater oder eine Katze? Groß oder klein?
Und jetzt das gleiche noch einmal: Psychiatrie! Ich bin gespannt. Gummizellen? Irre? Verrückte? Gestörte? Zwangsfixierung? Geschrei? Elektroschocks? Sicher noch viel mehr Dinge, die in den Köpfen herumgeistern. Ich möchte auch gar nicht so genau wissen, wie es früher war, aber ich weiß, wie es heute sein kann. Lass mich Dir davon berichten. Lass uns ein Tabuthema genauer anschauen.
2016 war ich bereits schon einmal in einer Psychiatrie. Damals war es für mich eine völlig normale Klinik, in der ich drei Monate Psychotherapie machen wollte, anstatt ambulant. Von daher kam ich eher mit Menschen in Kontakt, die ihren Problemen einfach nicht mehr gewachsen waren. Enormer Stress auf der Arbeit war ganz oft Thema, Narzissmus, depressive Verstimmungen. Ich will das jetzt nicht abtun, das liegt mir fern, aber das alles machte nicht den Anschein, als würde ich mich auf dem Gelände einer Psychiatrie befinden. Ja, auch ich trage Bilder in mir herum, die mit der Realität nicht immer viel gemeinsam haben.
Es war für mich, ungelogen, die schönste Zeit seit der Grundschule. Endlich war ich wieder jemand, ein Teil einer Gruppe, ich fühlte mich soooo aufgehoben, so dazugehörig. Dennoch war es harte Arbeit. Drei Monate intensive Selbstauseinandersetzung.
Worauf ich hinaus will, dass eine psychiatrische Klinik, wie jede andere auch, verschiedene Abteilungen hat. 2016 war ich in der psychotherapeutischen Abteilung mit einem Tagesablauf, der es in sich hatte. Etwas zu straff, wie ich fand, es mangelte mir geringfügig an Zeit, um mich ausreichend reflektieren zu können.
2017 landete ich dann zweimal auf der Akutstation. Und ja, da sieht man Menschen, die einem, zumindest mir, auch Angst machten. Menschen, die plötzlich beim Essen aufstanden und sangen oder nach ihrem Kind fragten und dabei meins meinten… Wobei, und ich kann natürlich nur von dem berichten, was ich erlebte, die Menschen, die unter einer Psychose litten, den kleinsten Anteil darstellten.
Der größte Teil schlug sich mit Depressionen rum, dann kam lange nichts, dann die Panikpatienten und als Schlusslicht die, die wirklich nicht mehr sie selbst zu sein schienen.
Das Personal war sehr familiär, der eine mehr, der andere weniger. So ein geschultes Personal sollte in jede Klinik gehören. Ist man krank, leidet die Seele immer und es Bedarf auch der psychischen Pflege. Persönliche Gespräche, wann immer man sie brauchte. So viel Zuspruch und Unterstützung, aber auch ein Tritt in den Po, wenn es nötig war. Manchmal ein gemeinsames Schachspiel oder ein Film.
Es gab einen großen Speise- und Aufenthaltsraum, der auch für Spieleabende genutzt wurde, eine Küche für den wöchentlichen Kuchen und einen Fernsehraum für den Fußballabend.
Die Zimmer etwas kleiner als bekannt, aber ausreichend. Keine Gummizellen 😉 Wobei ich aber hörte, dass es das heute noch gibt, aber gänzlich anders genutzt wird.
Fixierungen habe ich gesehen. Aber das ist heute recht streng geregelt. Dient dem Schutz des Personals und des Betroffenen.
Zwei Etagen über mir gab es die psychotherapeutische Station, mit ähnlichem Programm wie ich es 2016 hatte.
Auf dem Gelände weitere Häuser mit unterschiedlichsten Abteilungen, darunter auch für Menschen mit Alkoholproblem.
Ausgehverbot gab es nur, wenn der Verdacht bestand, dass der Patient sich Schaden zu fügen könnte. Ansonsten durfte man jedes Wochenende auf Belastungsprobe heim.
Von einer geschlossenen Abteilung kann ich nicht berichten. Kannte aber mal jemanden, der dort bei den extremen Fällen gearbeitet hatte. Da passen die gruseligen Vorstellungen, die manch einer so hat, eventuell besser hin, aber da kann ich nicht mitreden.
Also, eine Klinik wie fast jede andere, eigentlich schöner als das übliche Krankenhaus. Menschen, wie Du und ich, die meisten… denen man nicht ansieht, welche Probleme sie mit sich herumtragen.
Ich wandelte durch dunkelste Täler, aus denen ich alleine nicht mehr heraus fand und suchte mir Hilfe. Das war alles. Ich führe keine Selbstgespräche… naja, doch, aber das tut jeder, sei ehrlich; ich bin nicht völlig ver-rückt (man achte auf die Schreibweise)… was ich wohl damit sagen will ist, es kann jeden treffen und es ist kein Ort, an dem die Leute in Hab-mich-lieb-Jacken oder völlig nackt durch die Gegend rennen. Wobei! Wir haben extra nachgefragt, ob wir das gedurft hätten. Und ja, solange wir uns oder andere dabei nicht in Gefahr gebracht hätten. Ja, ernsthaft, wir haben nachgefragt 😀 Ja meine Güte, man hat eben so seine Bilder von gewissen Dingen und das ist ganz normal.
Aber mir war es ein Wunsch, dieses Bild etwas klarer zu machen.
Euer Kopfflüstern
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